Chancenlos in Plauen

Da es zum Spiel nicht wirklich viel zu erzählen gibt, können wir uns heute ein wenig länger bei der Vorrede aufhalten. Relativ kurzfristig erreichte uns vor gut zwei Wochen die mehr oder weniger frohe Kunde, dass wir durch ein Relegationsspiel die Chance erhalten würden, als Zweitplatzierter der Bezirksliga Chemnitz doch noch in die Sachsenklasse aufzusteigen. Möglich wurde dies durch den Aufstieg des Krostitzer SV, der seinerseits über eine Relegation in die Sachsenliga aufgestiegen war. Den somit entstandenen freien Startplatz sollten nun die aus der Sachsenklasse rechnerisch abgestiegenen Männer vom SV 04 Plauen–Oberlosa sowie die beiden Zweitplatzierten der Bezirksligen Chemnitz (wir) und Leipzig (Turbine Leipzig) unter sich ausmachen. Da sich die Messestädter direkt gegen diese Option entschieden, wurde vom Landesspielwart ein "Alles oder nichts Spiel" in Plauen angesetzt. Da ich in den letzten Tagen von vielen angesprochen wurde, warum es kein Hin–und Rückspiel gibt und wieso nicht die niederklassige Mannschaft Heimrecht hat, hier nochmal für alle: Keine Ahnung! Der aufmerksame Leser merkt schon, ich beginne behutsam ein sensibles Ausredengebilde zu konstruieren, wieso wir dermaßen jämmerlich verloren haben. Mal schauen was wir noch so im Angebot haben. Ah ja, Saisonende war bekanntlich der 28.März und entgegen unserer üblichen Trainingsmentalität hatten wir uns entschlossen, nach unendlich vielen belastenden Einheiten, eine Trainingspause einzulegen. Ein direkt nach Eingang der Relegationsmeldung anberaumtes und durchaus gut besuchtes Training musste reichen, um das Gewissen zu beruhigen. In der vergangenen Woche entschieden wir uns reinweg aus Aberglauben wieder gegen eine Übungseinheit. Wieso sollte man Dinge ändern, die uns erst in diese Zwickmühle gebracht haben?

Hmm, was könnte noch als Ausrede dienen? Schiedsgericht! Immer beliebt, oder? Nein, die Damen und Herren lieferten eine fehlerfreie Leistung ab. Da beide Mannschaften zu gleichen Teilen aufgefordert waren, je zwei neutrale Referees zu stellen, hatten wir gleich die nächste Herausforderung. Wer um Himmels willen hat denn Lust, an einem sonnigen Maisamstag, sieben Wochen nach Saisonende, so ein Spiel zu pfeifen–noch dazu neutral, also kein SG M Mitglied? Zum Glück hat das Vogtland genau einen Menschen zu bieten, den ich noch nie "Nein" habe sagen hören, der mich beim Tennis gewinnen lässt, nur damit ich nicht knatschig bin und welcher weltweit der Einzige ist, der im Urlaub einen Zollstock aus der Strandtasche holt, um das Beachfeld zu vermessen. Ein dickes Dankeschön geht also an Matthias Hanitzsch vom VSV Oelsnitz, der sich sofort bereit erklärt hatte, die Partie als erster Schiedsrichter zu leiten. Da ich weiß, dass du diese Berichte immer verfolgst: Lass mich bitte weiter gewinnen, wenn Mädels zuschauen! Und an dem Gerücht, dass Matze in der kommenden Saison zu uns wechselt, ist wie immer nix dran. Wozu auch? Die Zweite ist ja eh schon voll besetzt. Dank natürlich auch an Nummerngirl Fee Auerswald und die beiden von Plauen gestellten Schiedsrichter.

Die Anreise nach Plauen erfolgte wie gewohnt chaotisch. Mein Sachstand war Abfahrt um 11:30 Uhr am gelben M in Annaberg. Da ich gedankenversunken erst kurz vorm Treffpunkt bemerkte, dass sich keine Balltasche im Auto befand, war ich reichlich spät dran. Umso schöner dann die Tatsache, dass sich außer Martin Neubert niemand dafür interessierte. Fernab, in der moderenen Welt von WhatsApp und Facebook, hatte sich ein Großteil der Mannschaft von mir unbemerkt anders organisiert. Trotzdem waren alle halbwegs pünktlich und satt in Plauen. In der Halle spielten sich die Gastgeber in durchaus beeindruckender Personalsstärke bereits sehenswert ein. Sofort stellte ich mir die Frage, wieso wir hier sind. Die sind doch auch so genug Leute zum Spielen. Egal, dem einen oder anderen zog dieser Anblick bereits vorm Spiel die Mundwinkel nach unten. Nase hoch, sonst gibt´s Falten am Hals! Wir waren ja auch mit neun Spielern und sowas Ähnlichem wie Bestbesetzung angreist. Trotzdem setzte sich diese Underdog–Mentalität beim Einspielen fort und wir verlieren zum ersten Mal in dieser Saison das Einschlagen. Vielleicht wurde im Vorfeld einfach zu viel über historische Gelegenheiten, einmalige Möglichkeiten und beste Saisons ever gefacebookt. Was soll ich jetzt eigentlich meinen Enkeln erzählen?

Wie eingangs schon erwähnt, muss ich zum Spiel nicht viel erzählen. Die nackten Zahlen (21, 17, 21) beschönigen unsere Leistung sogar noch ein wenig. Meistens scheiterten wir schon bei der Annahme. Achtung, Ausrede! Die Gastgeber nutzten dabei aber auch den Heimvorteil der Halle gnadenlos aus und schlugen ziemlich druckvoll auf. Gemessen an unseren Trainingsbedingungen hätte der Aufschlagspieler in Mauersberg auf der Straße vor der alten Sparkasse stehen müssen, um halbwegs die Distanz zu simulieren, von der teilweise aufgeschlagen wurde. Der Mauersberger Annahmeriegel hatte zwar das aktuell Beste zu bieten, leider war dies zu keinen Zeitpunkt wirklich gut genug, um diese "hässlichen Frauenfloater" zu kontrollieren. Wo sind eigentlich die Zeiten geblieben, als man einen Sprungaufschlag einfach Vmax fünf Meter hinters Feld gehauen hat? Die wenigen gelungenen Annahmen wurden dann leider auch nicht immer optimal im Zuspiel verarbeitet, sodass es für die Angreifer wirklich nicht einfach war, den Punkt zu erzielen. So alle fünf Bälle gelang uns mal ein kleines Achtungszeichen, welches bei Plauen leider keinerlei Sorgenfalten verursachte. Durch einige wilde Wechsel in der Anfangsphase des zweiten Satzes verwirrten wir uns zudem gleich wieder selbst und ich war mir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu 100 Prozent sicher, ob uns Plauen noch ernst nimmt. Einzig der Block funktionierte halbwegs. Als das Kind dann in den Brunnen gefallen war, kehrte unsere eigentliche Mentalität aufs Spielfeld zurück. Es wurde wieder gescherzt, gelacht und das Prinzip des Spiels verstanden. Beim Stand von 21:23 nahm der Plauener Trainer seine zweite Auszeit, unser größter Erfolg an diesem Tag. Danach wurden die tapferen Zuschauer erlöst und wir irgendwie auch. Glückwunsch an den SV 04 Plauen–Oberlosa zu einem absolut verdienten Sieg. Falls es mir bis hierhin durchgerutscht ist, zweifellos die klar bessere Mannschaft. Für uns bleibt am Ende nur festzuhalten, dass wir diese Saison schon bessere Spiele hatten–16 Stück, um genau zu sein. Ziemlich mieses Ende für eine eigentlich überragende Saison. Und die Vizemeisterschaft im Bezirk sollte auch ganz schnell wieder in den Fokus rücken. Versuch macht kluch, mehr auch nicht. Eine Schwalbe macht keinen Sommer und ein Scheissspiel nicht die ganze Saison kaputt! Also noch mal für alle, die jetzt grummeln: Es gibt keinen Grund dazu. Der Blick geht nach vorne. Unser Sommerturnier steht bereits in den Startlöchern und ich bin geneigt, die Plauener nochmals zur Teilnahme aufzufordern, um zu sehen, ob diese Leistung auch im Festzelt untermauert werden kann. Prognosen für die kommende Saison sind aktuell noch zu gewagt, personell wird es sicher die eine oder andere Veränderung geben. Aber dazu mehr im September. Bis dahin gibt´s von mir erst mal nicht viel zu lesen. Kauft mein Buch!



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Newsarchiv Mai 2015