Neues EU–Recht betrifft auch unser Vereinsheim

Der Aufregung zur Vorstandssitzung am vergangenen Donnerstag folgte schnell die Resignation. "Da können wir derzeit gar nichts machen", so Roman Anke. Und weiter erklärte der Vereinsvorsitzende: "Wir werden das Sportlerheim bis zur endgültigen Klärung vorsichtshalber schließen müssen, um Bußgelder zu vermeiden." Grund für diese Maßnahme ist eine neue EU–Verordnung, welche u.a. die Zugehörigkeit von Vereinsheimen neu regelt. Da die Grundfläche beider Gasträume 60 qm übersteigt und eine räumlich vom Ausschank getrennte Küche vorhanden ist, fällt unser Sportlerheim nicht mehr unter das Vereinsrecht, sondern wird künftig juristisch im Gaststättengesetz (GastG) verankert.


Gegen die Verordnung, welche zum 01.04.2017 in Kraft tritt, laufen bereits zahlreiche Widersprüche sowie Petitionen. Und auch die SG Mauersberg wird sich an der Sammelklage einer Chemnitzer Anwaltsfirma beteiligen, um den alten Status zurückzuerhalten. Sollte dies scheitern, erwarten uns erhebliche Auflagen beim Betrieb des Sportlerheims. Besonders der Wegfall von steuerlichen Vergünstigungen für Vereine wirkt sich deutlich aus. Die moderaten Preise für das gesamte Angebot werden unter diesen Bedingungen nicht mehr realisierbar sein. Zudem unterliegt die Einrichtung dann der "regionalen Preisbindung im Gaststättengewerbe". Dies ist ein jährlich neu ermittelter Durchschnittspreis für 20 gesetzlich geregelte Speisen und Getränke, unter dessen Wert das entsprechende Produkt nicht verkauft werden darf. Am Beispiel 0,5 l Fassbier bedeutet dies, dass der 2017 für die Region Chemnitz ⁄ Erzgebirge festgelegte Preis von 2,95 € nicht unterschritten werden darf. Bei aktuell 1,70 € wäre dies eine Steigerung von gut 170 Prozent. Ähnliches erwartet die Gäste auch im Bereich der Speisen, welcher zudem deutlich erweitert werden muss. Um den juristischen Regelungen gerecht zu werden, müssen künftig mindestens zwei Vorspeisen und sechs Hauptgerichte –davon je ein Drittel regionale, nationale und internationale Küche, sowie eine Dessertkarte angeboten werden. "Da finden wir sicher eine praktikable Lösung", so Katrin Weißer, Abteilungsleiterin der Sportschnallen. "Eine Speckfettbemme geht problemlos als Vorspeise durch, Nudeln sind italienisch und ein Dönergrill kostet jetzt auch nicht die Welt." Bleibt abzuwarten, ob der Zuschauer beim sonntäglichen Besuch auf dem Fußballplatz zum Döner ein Bier für drei Euro trinkt.

Aber auch im baulichen Bereich werden einige Änderungen erforderlich sein, denn die Anforderungen zum Thema Barrierefreiheit sind zur Zeit nicht erfüllt. Neben der Einrichtung eines Behindertenparkplatzes sind auch diverse Türschwellen so anzupassen, dass Menschen mit Handicap unser Sportlerheim problemlos nutzen können.
Bis zur endgültigen Klärung aller Sachverhalte übernimmt die Abteilung Ski zu den regulären Öffnungszeiten des Sportlerheims die Bewirtung im Lifthäusel. "Wir sind von der Regelung nicht betroffen, da unser Gastraum zu klein und die Küche nicht abgetrennt ist.", erklärt Sektionsleiter Ski Michael Noack. Eine zunächst beabsichtigte Interimslösung im Vereinsheim des Rassekaninchen–und Geflügelzuchtvereins 1911 Mauersberg konnte, aufgrund der im Zuge der Vogelgrippe verhängten, anhaltenden Stallpflicht für Geflügel, leider nicht umgesetzt werden. Um den beliebten Frühschoppen am Sonntagmorgen weiterhin abzusichern, laufen zudem Gespräche mit dem Kirchenvorstand sowie dem Museum. Von der Idee, den Frühschoppen auf dem Kirchenhof und direkt im Anschluss an den Gottesdienst abzuhalten, könnten, durch eine Art "Kombiticket", alle Beteiligten profitieren. Andere Vorstandsmitglieder befürworten hingegen das Wiederaufleben von Löschners Gasthaus, wie zum Heimatfest. "Die dabei zu erwartenden, zeitlich befristeten Einschränkungen für die Besucher sind vertretbar, wenn der Getränkeumsatz stimmt und wir das Museum an den Einnahmen beteiligen.", verteidigte Fußballchef Sebastian Vogel seine Idee.

Unterdessen regt sich bei einigen Einwohnern und vor allem Einwohnerinnen erster Widerstand gegen die Schließung des Sportlerheims. "Dann sind unsere Männer ja die ganze Zeit zu Hause!", schimpfte eine entrüstete Christina X. (Name von der Redaktion geändert). Über die weitere Entwicklung dieses brisanten Themas werden sie an dieser Stelle immer aktuell informiert.

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Newsarchiv April 2017