Kugelbaam–Kicker retten den Sieg über die Zeit.

Von Sebastian Vogel:

Nach dem in der letzten Woche knapp mit 2:3 gegen die Einheit aus Börnichen verloren wurde, stand diese Woche der SV Witzschdorf auf dem Programm. Dieser ist zum Anpfiff der Partie noch Spitzenreiter der Liga und auch generell eine schwer einzuschätzende Mannschaft. In unseren Reihen mitgereist und wie folgt aufgestellt: Im Tor wieder unsere Nummer 1: René Eilzer. Die Abwehr wird von links nach rechts von René Pollmer (17), Konstantin Lötzsch (2), Rico Pollmer (6, Kapitän) und Lars Neubert (4) gestellt. Davor reihen sich die Sechser Tom Hünel (10) und Danny Schreiter (8) ein. Auf den offensiven Außen starten links Ringo Mauersberger (11) und rechts Michael Löser (3). Hängende Spitze spielt heute Vorwochenstürmertank John Langer (7) und ganz vorn beginnt Simon Teucher (9).

Der Platz ist in sehr widrigen Umständen. Auf der einen Seite (Hangseite Richtung Zschopau) sieht das Spielfeld ganz ordentlich aus, während auf der Gegenseite der Rasen einer Wiese zum Grasen von Rindern gleicht. Nur an wenigen Stellen kann man noch von Gras– oder Gräserbüschel sprechen. Hinzu kommen Andeutungen von Spielfeldbegrenzungen die man üblicherweise nicht als Linien bezeichnen würde. Per Definition lässt sich das heute ausschließen und selbst der Schiedsrichter Jörg Bartholomäus bemängelt deren Zustand, so dass den Markierungen mittels Hütchen auf der Grund– und Außenlinie Nachdruck verliehen werden muss. Auf Nachfrage bei lokalen Witzschdorfer Vereinsgrößen wird der Zustand mit den Worten "die Linien werden heute nicht spielentscheidend sein" und einem hämischen Grinsen kommentiert. Das Spiel hat also schon die Grundvoraussetzungen, um genau die eskalierenden Züge anzunehmen, welche man beim Gegner Witzschdorf irgendwie erwartet. Denn eins ist Fakt: So ganz wohl war einem der Gegner nicht, egal ob der Tabellensituation geschuldet oder seiner personellen Besetzung. Marschroute unsererseits blieb allerdings: Belohnung durch gutes Spiel! Die Startelf ist personell sehr gut besetzt und sollte definitiv in der Lage sein, hier mithalten oder sogar für eine Überraschung sorgen zu können.

Rein geht es in die Partie. Anpfiff, der Ball kommt kurz darauf zu uns, Pass nach rechts außen, Flanke auf den Elfmeterpunkt, Langer, Tor! Was? Ja, so schnell ging es. Witzschdorf schon einen Treffer im Defizit. Und wir sind natürlich voller Freude und manche schon fast von sich selbst sowie auch von des Gegners Nachlässigkeiten überrascht. Außerdem fällt schnell auf, dass der Torhüter des Gastgebers nicht wirklich gut aufgelegt scheint und es wohl auch auf kommunikativer Ebene zu Barrieren kommt. Denn vom letzten Mann geforderte Bälle werden nur sehr zögerlich an diesen gespielt. Wir machen weiter Druck und haben das Spiel völlig in der Hand. Unsere Verteidigung kann letztendlich alle Vorstöße des Gegners abwehren und wir generieren Chance um Chance bis in der 11. Minute schön auf Tom Hünel durchgesteckt wird. Dieser trifft sicher zum 2:0. Auf der Bank macht sich Freudentaumel breit und es wird bereits skandiert: "Ich will auch spielen, hier schießt doch heute jeder eins!". Das Spiel ist dann deutlich auf unserer Seite, allerdings schlägt wieder einmal die mangelnde Chancenverwertung zu. Teucher läuft allein und ohne Bedrängnis aufs Tor zu und vergibt aus 20 Metern auch 20 Meter neben den Kasten. Hünel verzieht ein weiteres Mal und die Kopfbälle kommen nicht stramm genug auf den Kasten der Witzschdorfer. Außerdem bekommen wir nach einer falschen Aufnahme des Balls durch den Heimkeeper einen indirekten Freistoß im Sechzehner. Dies allein ist schon höchst selten und nach vergangener Woche bereits der Zweite dieser Art in Folge. Aber wenn es schon mal deckungsgleich erwähnt wird, wollen wir den Ausgang auch nicht verschweigen: Der Ball landet zunächst in der Mauer und der Nachschuss geht meterweit übers Tor. Die Partie fährt körperlich hoch und es kommt zu sehr vielen Fouls, die ab etwa der 30.Minute den Spielfluss völlig unterbinden. Außerdem kommt es zu fragwürdigen Linienrichterentscheidungen, die selbst von der Spielleitung mit "...Daheim habt ihr ja dann die Heimlinienrichter, was ich euch nicht unterstellen will..." abgetan werden. Mit der Foulrate steigt auch die Aggression und es wird laut. Für alle Zuschauer wird der Platz zum grenzüberschreitenden Mehrsprachendialog, der sich aus den Kursen "Fluchen auf Tschechisch – Anfänger bis Fortgeschrittene", "Fairplay – ein Erklärungsversuch in mehreren Dialekten" und "Beschwichtigung – wie ein Schiedsrichter Techniken bekannter deutscher Politiker nutzt, um einen multikuturellen Firlefanz zu produzieren" zusammensetzt. Die Gäste kommen in dieser Phase immer wieder zu Freistößen und Ecken, bis dann der Pausenpfiff ertönt.


Spätestens mit dem Halbzeitpfiff weiß jeder, dass es hier brodelt und es werden erste Wetten abgeschlossen, wie viele Spieler die Partie beenden werden. Man muss hier ganz klar sagen, dass sich Witzschdorf nicht beschweren dürfte, wenn man zu diesem Zeitpunkt bereits 4 oder 5 Gegentreffer kassiert hätte. Aber wir haben uns diesen Mangel selbst zuzuschreiben und die Tore einfach nicht gemacht. Noch ist alles gut, denn man führt ja 2:0.

Raus aus der Kabine und weiter gehts auf der Jagd nach den 3 Punkten. Sichtlich angespannt kommen unsere Männer auf den Rasen zurück, denn auch bei der 2:0 Führung wurde deutlich, dass man sich hier trotzdem zu schlecht verkauft hat und sich vor allem Anstecken lassen hat. Anstecken vom Rumgebrüll und Angekeife, vom Spiel mit groben und unlauteren Mitteln sowie von Nickeligkeiten. Auf dem Rasen kippt die Stimmung und es passiert etwas Unverständliches: Nach anfänglichen zehn guten Minuten unserer Mannschaft, schaffen wir es plötzlich nicht mehr aus der eigenen Hälfte heraus. Wir werden hinten rein gedrückt und es wird so langsam haarig. Keeper Eilzer muss nun mehrfach sein können unter Beweis stellen und klären, um den Anschlusstreffer nicht zu kassieren. In der Folge gelingt dieser den Witzschdorfern durch Obeid Omari in der 66. Minute aber trotzdem. Für uns heißt das endlich wieder aufwachen und erhöhen, die Führung nicht in Gefahr bringen. Doch das gelingt uns überhaupt nicht. Pässe nach vorne kommen zu ungenau oder werden im Abschluss vergeigt. John Langer muss in der 75.Minute das Spiel verlassen, nachdem einer der Witzschdorfer in lupenreiner Kickboxmanier auf dessen Unterkiefer einschlägt. Absicht möchte ich an dieser Stelle nicht unterstellen. Für Langer kommt der zuletzt noch verletzte Köppen ins Spiel und eine taktische Umstellung erfolgt. Löser ins Zentrum auf Langers Position und Köppen auf Lösers Position rechts außen. Ab jetzt stehen wir nur noch hinten drin und kommen seltenst raus bis über die Mittellinie. Die Hausherren schließen in dieser Zeit zweimal gegen die Latte und einmal gegen den Pfosten ab, verziehen weitere zweimal übers Tor. Hier können wir froh sein, dass kein Tor fällt. Das hätte uns das Genick gebrochen und uns richtig bestraft dafür, dass wir hier 60 Minuten das Spiel gemacht hatten.

Der Schlusspfiff ist einer Offenbarung gleich. Geschafft! Drei Punkte bei diesem Spiel, dass ich persönlich nur mit dem Wort "Irrsinn" kommentieren kann. Was hier generell los gewesen ist, lässt einen an der Sinnhaftigkeit unseres Hobbys zweifeln. Ich möchte nicht in der Haut des Schiedsrichters stecken, dem es hier nicht leicht gefallen ist, spielrechtlich und sicher die Partie zu leiten, während es aus allen Richtungen verbale Attacken hagelte, Reibereien hinter dem Rücken gab und sich einer vom anderen hat so stark provozieren lassen, dass es nur den richtigen Funken gebraucht hätte, um hier eine handfeste Keilerei zu haben. Witzschdorf attestiere ich eine völlige Schlagbarkeit in dieser Staffel, man darf sich nur nicht locken lassen. Spielerisch sowie in seiner Beherrschung. Wenn man an dieser Stelle eine Empfehlung aussprechen kann, dann ist es meiner Meinung nach die Beobachtung der Spiele durch den KVF Erzgebirge. Nicht weil wir eine nicht ganz spitzenmäßige Erfahrung gemacht haben, sondern weil es hier nicht sauber zugeht. Die Querelen um Pässe und nicht rechtens eingesetzte Spieler haben wir alle mitgelesen oder mitgehört, der Zustand des Platzes, die Beleidigung des Spielleiters in vielerlei Sprachen und Dialekten, das Aggressionspotential was dieser Ort und die Ansetzungen schon ausstrahlen sind nicht tragbar. Hier muss man sich nicht wundern, wenn reihenweise Schiedsrichter den Dienst quittieren oder es bei vielen Spielen zu Unstimmigkeiten kommt. Unserer Mannschaft kann man nach diesem Spiel nur wieder vorhalten, dass die Chancenauswertung zu dürftig ist und gegen starke Gegner zu wenig sein wird. Kämpferisch sind wir auf einem tollen Level und auch konditionell haben wir ein gutes Bild abgegeben.

Kommende Woche steht das erste Derby auf dem Plan. Wir begrüßen die noch punktlosen Jöhstädter in Arnsfeld. Diese werden sicherlich alles daransetzen, die ersten Punkte ausgerechnet gegen uns zu holen. Wir wollen unsere Situation natürlich weiter verbessern und den Anschluss ans Mittelfeld der Staffel schaffen. Freuen wir uns daher auf eine tolle Begegnung vor den Arnsfelder Rängen, bei welcher der Sport wieder im Vordergrund stehen wird!

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