Sechs ganz wichtige Punkte bleiben im Lichterdorf

Vergangenen Samstag empfingen unsere Herren die Euros vom SV Fortschritt Crimmitschau sowie den Aufsteiger Si–Volleys Freiberg zum "Heimspiel" in Annaberg–Buchholz. Ein echter Heimvorteil war es allerdings nicht, denn auch die Gastgeber traten zum ersten Mal in der Halle der Evangelischen Schulgemeinschaft Erzgebirge an Netz. An dieser Stelle gleich ein großes Dankeschön an die Verantwortlichen des EGE für die freundliche Bereitstellung der Örtlichkeiten, die einen insgesamt perfekten Rahmen für den gemeinsamen Heimspieltag mit unserer ersten Damenmannschaft bildeten. Weniger perfekt waren hingegen die Voraussetzungen in Sachen Personal. Seit dem letzten Spieltag vor knapp drei Wochen konnte aus verschiedenen Gründen nicht ein einziges Mal trainiert werden und mit Paul Sommer sowie Ben Melzer fehlten gleich zwei Spieler im eh schon dünn besetzten Kader. Zu allem Überfluss riss gut 40 Minuten vorm Spielbeginn noch das Spannseil der Netzanlage und der Aufbau begann von vorn.

Aber es gab auch gute Nachrichten. Der verbliebene Rest hatte nach einigen Anlaufschwierigkeiten doch noch rechtzeitig die richtige Halle gefunden und wurde endlich auch durch den altbekannten Neuzugang Thomas Schaarschmidt verstärkt. Thomas spielte vor vielen Jahren schon sehr erfolgreich für die SG Mauersberg und kehrte nun, nach einiger Zeit in Baden–Württemberg, zurück in seine erzgebirgische Heimat. Herzlich Willkommen "Drham"!

Im ersten Spiel des Tages stand uns mit den Euros ein bekanntes Team gegenüber, wobei nicht nur auf den ersten Blick einige erwartete Gesichter fehlten. Die Gäste waren ebenfalls weit weg von einer Bestbesetzung und nur zu sechst angereist. Hinzu kam noch der unglückliche Umstand, dass ein wichtiger Angreifer verletzungsbedingt zunächst im Zuspiel startete und der eigentliche Zuspieler im Angriff. Da wir uns mangels eingangs erwähnter Trainingsdefizite auch erst wieder aneinander gewöhnen mussten, entwickelte sich ein eher dürftiges Spiel, was insgesamt wenig sehenswerte Ballwechsel zu bieten hatte. Die ersten beiden Sätze gingen mit 25:17 sowie 25:18 verdient an uns, ehe Crimmitschau im dritten Durchgang umstellte und wieder mit dem gewohnten Zuspieler agierte. Diese Veränderung machte uns doch deutlich zu schaffen und der Satz war bis zum Schluss ausgeglichen. Letztlich war es ein mäßig anzusehender Netzroller, welcher das Spiel durch ein 30:28 in der Verlängerung für uns beendete. Irgendwie sinnbildlich für die ganze Partie. Trotzdem freuten wir uns über drei Punkte, welche angesichts der Tabellensituation schon fast Pflicht gewesen waren, um nicht schon vor Weihnachten den Anschluss ans Mittelfeld zu verlieren.

Der Gegner im zweiten Spiel des Tages waren die Si–Volleys aus Freiberg. Trotz des ersten Pflichtspiels beider Mannschaften gegeneinandner, waren uns die Schlüsselspieler natürlich nicht gänzlich unbekannt. Man kennt sich untereinander und schon vor der Partie war klar, wer besonderes Augenmerk verdient haben würde. Das beeindruckende Einschlagen, welches wir nahezu kampflos verloren, unterstrich diese Meinung nochmals deutlich. Damit war vor allem die Blocktaktik klar. Die beiden Hauptangreifer irgendwie dingfest machen und den Rest dann eben nur im Eins gegen Eins. Wie so oft hat die Idee des Spielertrainers aber gnadenlos versagt und wir wurden im ersten Satz förmlich an die Wand gespielt. Lag allerdings auch daran, dass die Gäste aus der Silberstadt einen wirklich guten Volleyball anboten. Etwas mehr als eine Viertelstunde nach Anpfiff war der erste Durchgang mit 16:25 auch schon wieder erledigt.

SG Mauersberg

Der Block, hier von Enrico Langer (Nr. 17) und Thomas Fiedler war ein Garant für den Sieg im zweiten Spiel. Foto: Scherf


Kurz schütteln und her mit einem neuen Plan. 2,04 m Leiste Marcel Erge raus auf Diagonal und Thomas Schaarschmidt auf Annahme⁄Außen. Und huch–es funktionierte. Mit einer gefühlten 100–Prozent–Quote hauen die Freiberger Angreifer ihre ersten Kostproben in eben diese eigentlich unübersehbaren Hände und wir führen plötzlich 7:1. Da war wohl offensichtlich etwas anders als noch beim Einschlagen ;-). Grund genug für den Gästezuspieler, den Ball mal herzhaft gegen die Hallendecke zu befördern und den Mitspielern freundliche Hinweise zu geben. Eigentlich muss man zu dieser Aktion schon mittels farbigem Karton beglückwünscht werden, aber das Schiedsgericht beließ es bei einer Ermahnung. Vielleicht hätte man sich den folgenden Spaß dadurch erspart, denn jetzt kamen reichlich Emotionen ins Spiel. Das kam uns natürlich sehr gelegen, denn in Sachen "Hinweise zur Verbesserung des gegnerischen Spiels" sind wir ja in dieser Liga seit Jahren auf höchstem Niveau unterwegs. Die folgenden Minuten waren durch regen Austausch am Netz sowie unzähligen Freiberger Beschwerden beim Schiedsgericht geprägt. Phasenweise hatte es fast schon ein bisschen den Charakter vom Petzen in der Schule und alle drei Ballwechsel durften die Kapitäne beim genervten Schiedsgericht antreten. Der Ball nicht sauber zugespielt, Tusch oder doch nicht, drin oder draußen, der Block zu groß, der Angriff zu hart, zu böse geguckt, zu laut gejubelt, irgendwas war immer auszusetzen. Spielfluss? Fehlanzeige! Davon profitiert haben aber nur wir, denn die Si–Volleys bringen sich nach einem überragenden ersten Satz selbst aus dem Konzept und wir spielen, durchaus angespornt von dieser Situation, plötzlich unseren besten Volleyball. Der Block ist phasenweise unüberwindbar, der Angriff vor allem über Martin Neubert kaum zu stoppen und sogar die Annahme schafft es fast bis zu Zuspieler Thomas Fiedler. Apropos Thomas Fiedler: Der 41–jährige Altmeister lenkte das Team trotz einiger "Gebrechen" wie zu besten Zeiten. Großes Lob an dieser Stelle. Und wenn wir schon mal beim Thema Alter sind, zeigt sich das große Problem unserer Mannschaft. Am Samstag war mit Marcel Erge nur ein Spieler unter 30. Der Rest teilweise deutlich drüber oder gar schon mit ner vier vorne dran. Lange geht das so nicht mehr...! Doch zurück zum Spiel, wo indes der zweite Satz mit 25:21 an die Gastgeber ging.
Auch in der Satzpause bleibt es verbal spannend und das Schiedsgericht steckt sich die Karten in die Tasche. Taktisch justierten wir noch etwas nach, denn in einer Rotation ließen wir doch ein paar Punkte unnötig liegen. Daher schnell die beiden Mitten getauscht und ab in den Dritten. Das Bild ähnlich wie im Satz davor. Noch immer viel Unruhe auf dem Feld, durch die das Spiel der Gäste sehr fehleranfällig wurde. Unsererseits stand der Block weiterhin wirklich gut und alle gemachten Umstellungen funktionierten weiterhin sehr ordentlich. Vor allem Andreas Neubert fand auf der bis dato unbekannten Außenposition schnell ins System und verstärkte überraschenderweise unsere Annahme nochmals deutlich. So unglaublich es nach dem ersten Satz noch schien, aber inzwischen hatten wir alles ganz gut im Griff und es wurde langsam wieder ruhiger. Das 25:18 brachte uns die 2:1 Satzführung und damit den vierten Punkt des Tages. Der war schon Bonusmaterial und hatte durch eine ganz schwache Phase Mitte des folgenden vierten Satzes durchaus das Potential dazu, der einzige zu bleiben. Denn nach ausgeglichenem Beginn zogen die Si–Volleys auf 20:13 davon. Warum die Gäste den Deckel dann nicht drauf bekommen, bleibt ein Geheimnis. Zwar retten sich die Volleys noch zu einem einzigen Satzball, den wir aber abwehren und kurz darauf unseren ersten Matchball zum 28:26 verwandeln. Klammern wir den ersten Satz einmal aus, dann steht unsere beste Saisonleistung zu Buche. Gerne würde ich dies als Ergebnis von Trainingsfleiß verkaufen, aber auch mein Schönreden kennt Grenzen. Allerdings fällt es angesichts der vollen Punkteausbeute auch schwer, jetzt so richtig Schwarzmalerei zu betreiben. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen...

Zum Schluss muss ich trotzdem noch ein paar Worte zu den Ereignissen im zweiten Spiel verlieren. Im Rahmen dieses Testosterondebakels wechselten einige flotte Sprüche und Kommentare die Spielfeldseiten. Das war keinesfalls nur eine Einbahnstraße und zumindest aus meiner Sicht nicht wirklich drüber. Da haben wir und–glaubt man zumindest den Facebookberichten–auch die Si–Volleys schon ganz andere Erlebnisse gehabt. Zumal uns mit Tim Natzschka ja ein Meister der "gewinnbringenden Kommunikation" komplett fehlt. Außerdem war zumindest unsererseits nichts dabei, was unter die Gürtellinie ging. Da hat der ausgestreckte Mittelfinger in unsere Richtung oder das Verweigern des Handschlags nach dem Spiel doch schon eine etwas Qualität, oder? Wer berechtigtes Interesse an einer Gegendarstellung hat, der sei auf die Facebookseite der Si–Volleys (externer Link) verwiesen, wo sicher auch bald darüber geschrieben wird. Inzwischen haben sich die Gemüter aber wieder beruhigt und die Sache wurde durchaus charakterstark aus der Welt geräumt. Damit sollte es jetzt auch erledigt sein, denn bereits am 07.12. müssen sich beide Teams beim Spieltag in Oberreichenbach–wenn auch nur als Schiedsgericht–wieder in die Augen schauen können. Gegen die sympathische WSG–Truppe um Falk Dolla und Marcel Krause ging es letzte Saison gleich zweimal über stimmungsvolle fünf Sätze. Einen Punktgewinn könnten wir auch diesmal gut gebrauchen...

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Newsarchiv November 2019